Der Weltuntergang und die Bibel

Der Weltuntergang und die Bibel

 

Laut dem Astrologen Nostradamus ist die Welt schon in Jahr 1999 untergegangen. Wie nicht nur jeder, der in diesem Moment mit seinen Augen über diese Zeilen schweift, allerdings weiß, ist die Welt nun doch nicht untergegangen. Zwar spricht heute schon vieles für den Weltuntergang: Immerhin gab es inzwischen eine schwere Finanzkrise, der Klimawandel ist offiziell eingeläutet worden und auch sonst ist in der Welt einiges los. Doch unser Planet Erde ist immer noch derselbe!

 

Das nächste Weltenende naht jedoch: Im Kino ist die Welt laut Regisseur Roland Emmerich schon versunken, weiß jeder, der den Hollywoodstreifen „2012“ gesehen hat, in dem eine Prophezeiung der Mayas aufgegriffen wird.

 

Die Mayas haben hierbei den 21.12.2012 vorausgerechnet. Die Sonne stehe in mitten der Milchstraße in einer bestimmten Konstellation, die es so nur alle 26.000 Jahre gebe. Grund genug also für das Ende der Welt!? Bald werden wir es erleben oder auch nicht!

 

Aber nicht nur bei den Mayas gibt es schaurige Weltuntergangsszenarien. Nein, auch die großen Weltreligionen haben ihre ganz eigenen Prophezeiungen und Vorstellungen.

 

Weltuntergänge in der Bibel

 

Bei den Christen lohnt ein Blick in das Buch dieser Religion, die Bibel, in die sogenannten apokalyptischen Schriften. Unter Apokalypse (?????????? (gr.): Offenbarung) fasst man im Volksmund Weltuntergangsszenarien. Vielen ist sicherlich der Antikriegsfilm „Apokalypse Now“ bekannt, der in dramatischer Weise die schlimmen Seiten des Vietnamkriegs zur Schau stellt und mit einem grausamen Ende aufwartet. In einer Vision des Propheten Daniels im Alten Testament (Schriften vor Jesu Christi Geburt) der Bibel geht nicht nur wie im Kino in Vietnam, sondern überall die Welt unter.

 

Die Vision des Propheten Daniel

 

Daniel, ein frommer Israelit, lebt laut der Schrift ca. 600 Jahre v. Chr. zur Zeit des babylonischen Königs Nebukadnezar II. und seinen Nachfolgern. In jener Zeit haben es die Israeliten nicht einfach: Jerusalem ist von den Babyloniern eingenommen und ihr Tempel zerstört. Viele Israeliten müssen ins Exil ausweichen. So auch Daniel, der an den Hofe des fremden babylonischen Königs gebracht wird, wo er sich einen Namen als Traumdeuter macht und so im Hofstaat des Königs zu einem der wichtigsten Berater aufsteigen kann.

 

Aber auch er selbst hat Träume und Visionen. Ein Traum ist besonders markant: Vier Winde des Himmels wüten in einem Sturm auf dem Meer. Plötzlich steigen vier große Tiere aus dem Wasser heraus: Ein Löwe mit Adlerflügeln, ein gefräßiger Bär mit drei Rippen im Maul, ein mächtiges pantherähnliches Tier mit vier Flügeln auf dem Rücken und als letztes erkennt Daniel ein viertes Tier: „Es ist furchtbar und schrecklich zugleich anzusehen und sehr stark. Es hat große Zähne aus Eisen. Es frisst und zermalmt alles, und was übrig bleibt, zertritt es mit Füßen […] Auch hat es zehn Hörner.“ (Dan 6, 7)

 

Zwischen diesen Hörnern wachsen noch weitere Hörner, von denen eines sogar Augen hat, denen eines Menschen gleich, und einen Mund, aus dem nichts als Flüche und schlimme Worte herausdringen. Dieses schaurige Bild findet seinen Höhepunkt im Endgericht: In Daniels Vision tritt nun ein hochbetagter Mann in weißen Kleidern und weißem Bart auf, von dem ganze Feuerströme ausgehen. Er besiegt nun die vier schaurigen Kreaturen, wobei das letztgenannte Monstrum – immer noch Flüche ausrufend – als erstes dem Feuer übergeben und so vernichtet wird.

 

Daniel, bekümmert und in Sorge wegen dieser Vision, sucht nun mit Hilfe eines Engels die richtige Bedeutung zu finden: Die vier schrecklichen Tiere stehen für vier Könige, die sich auf der Erde erheben werden. Das vierte Monstrum jedoch steht für die finale Schreckensherrschaft auf der Welt und die zehn Hörner für zehn Könige, die auf der Welt zu dieser Zeit regieren werden. Das widerliche Horn mit Augen und schändlichem Maul symbolisiert den letzten König, der alle unterdrückt, Gott lästert und die Gottesfürchtigen unter seinem Joch eine lange Zeit leiden lässt.

 

Was dann folgt, ist das Endgericht, bei dem dieser grausame König besiegt und so eine neue Zeit der Herrlichkeit eingeläutet wird. Dieses neue Reich dauert ewig an.

 

Die Apokalypse des Johannes

 

Ein ähnliches Schreckensbild vermittelt auch die Apokalypse des Johannes im Neuen Testament (Schriften nach Jesu Christi Geburt):

 

In der Vision des Johannes kommen vier Reiter der Apokalypse auf die Erde, um als Boten den nahenden Untergang zu verkünden, gefolgt von einem gewaltigen Beben, das die Erde erzittern lässt: „Die Sonne wurde schwarz wie ein Trauergewand und der ganze Mond wurde wie Blut. Die Sterne des Himmels fielen herab auf die Erde […] und alle Berge und Inseln wurden von ihrer Stelle weggerückt“ (Offb 6, 12-15), weiß Johannes das schaurige Erdbeben zu beschreiben. Als dann auch noch die sieben Posaunen der Engel ertönen, „fallen Hagel und Feuer, die mit Blut vermischt sind, auf das Land. Es verbrennt ein Drittel des Landes, ein Drittel der Bäume und alles grüne Gras […] Ein Drittel des Meeres wird zu Blut.“ (Offb 8, 7-8). Es folgen weitere Plagen: So zum Beispiel Reiter auf feuerroten, gepanzerten Pferden mit löwenähnlichen Köpfen, aus deren Mäulern Feuer, Rauch und Schwefel zischen. Mit ihren schlangengleichen Schwänzen töten sie ein Drittel der Menschen. Weitere sieben Plagen der Engel rollen mit dem Zorn Gottes über die Länder der Erde: So wird nun das ganze Meer zu Blut und alle Meerestiere kommen um. Die Sonne wird derart heiß, dass die Menschen unter solch unerträglicher Hitzewellen verbrennen, gefolgt von Donner, Blitzen, Erdbeben und zentnerschweren Hagelbrocken, die auf die Menschheit niederstürzen.

 

Die Welt, die nun gezeichnet von Feuer und Blut in Trümmern liegt, findet alsbald ihre Erlösung, da ein neues Zeitalter anbricht, eine neue gute Welt Gottes.

 

Die beiden geschilderten Beispiele für Weltuntergänge in der Bibel zeigen jedes Mal einen Wandel eines schlechten hin zu einem guten neuen Zeitalter. In der harten Sprache der Autoren spiegelt sich oftmals ein zeitgeschichtlicher Hintergrund. Wie zur Zeit der Verfassung des Buches Daniel die frommen Juden mit fremden Einflüssen des Hellenismus haderten, dramatisiert die Negativbeschreibung in der Offenbarung des Johannes die schwierige Situation des Urchristentums im römischen Reich. Die schlimmen Verhältnisse finden jedoch in beiden Fällen ein jähes Ende. Schlussendlich siegt Gott, der mit einem Sturmwind kommt und ein neues, ein besseres Zeitalter einläutet.

 

So hart auch die teils katastrophalen Verhältnisse in der Bibel klingen mögen, so herrlich wird die sich hieran anschließende Heilszeit Gottes beschrieben. Alles Leid findet ein Ende und den Menschen, die als Gottesfürchtige diese Schreckenszeit ertragen haben, geht es schließlich in der Heilszeit durch die Hilfe Gottes mehr als gut.

 

Michael Sendker

michael_sendker@yahoo.com

Publiziert in der Ayasofya 38, 2012

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