DIE MILDE UND NACHSICHT DES PROPHETEN

DIE MILDE UND NACHSICHT DES PROPHETEN

Die Milde ist eine moralische Eigenschaft, die folgendes einschließt: Nachsichtigkeit, Gelassenheit und Ruhe, leiden­schaftslos den Zorn zu zügeln, sich beherrschen und sich nicht zu erzürnen, so sehr zu verzeihen, wie einem möglich ist, unangenehme Dinge geduldig zu ertragen, Provokatio­nen gegenüber Gelassenheit an den Tag zu legen, stets Ernst und Würde zu bewahren, und sich gegenüber Pein und Schmerzen, die einem zugefügt werden, beherrschen zu können.

Der Prophet war sowohl vor seiner Berufung zum Ge­sandten Gottes als auch hernach der mildeste und nachsich­tigste aller Menschen. Er hat diese Eigenschaft sein ganzes Leben lang bewahrt. Gott der Erhabene hat ihn dafür be­schützt und aufgrund dieser Eigenschaft gelobt.

So heißt es im Koran, Sure 3, Die Sippe Imrâns, Vers 159: „Und in Anbetracht von Gottes Barmherzigkeit warst Du mild zu ihnen. Wenn Du grob und hartherzig gewesen wä­rest, wären sie Dir davongelaufen.“

Der Prophet hat niemals auch nur daran gedacht, sich für Böses, das ihm persönlich zugefügt wurde, rächen zu wol­len. Außerdem war er der sanftmütigste, am leichtesten einlenkende und verzeihenste aller Menschen.

Als er sich bemühte, den Menschen die Befehle Gottes zu übermitteln, fügten ihm die Götzendiener unter Angehöri­gen des Stammes Kureysch alle Arten von Beleidigungen zu. Sie machten sich über ihn lustig, drohten ihm mit dem Tode, legten ihm Dorngestrüpp auf die Wege, die er beging, bewarfen ihn mit Unrat, legten ihm einen Strick um den Hals und wollten ihn über den Boden schleifen. Schlimmer noch, sie ziehen ihn als Zauberer, Magier, Seher und Träu­mer; kurz, sie taten alles, um ihn zu erzürnen. Doch er er­trug alle diese Schandtaten gelassen, und wurde nicht zor­nig.

Im Grunde ist es nur natürlich, dass ein Mensch, der be­leidigt wird, zornig wird und etwas dagegen zu unterneh­men versucht. Doch der Prophet ließ sich dazu niemals ver­führen. Er blieb ruhig, weitherzig, geduldig und gelassen. Ihm lag einzig daran, seine göttliche Botschaft in bester Weise zu übermitteln. Dies war auch der Grund dafür, dass er in keiner Weise auf die Erniedrigungen reagierte, die ihm zugefügt wurden.

Einer, der ihm zuhörte, als er auf dem Zülmecaz-Markt in Mekka den Islam verkündete, berichtet:

„Mohammed sprach davon, dass Gott Eins ist, und daß diejenigen, die an ihn glaubten, gerettet würden. Ebû Djehil warf mit Erde nach ihm und schrie: ‚Hört nicht auf ihn, die­ser Mann will Euch Eurem Glauben abtrünnig machen. Er will Euch unsere Götzen Lât und Uzza abspenstig machen.? Der Prophet aber ließ sich von diesen Provokationen nicht irre machen, und würdigte Ebû Djehil keines Blickes. Er er­füllte lediglich unbeirrt seine Pflicht.“

Eines Tages ging der Prophet zu einem der Gefährten, Sa´d bin Ubade, der damals krank war. Auf dem Weg traf er auf eine Gruppe, bei der sich auch einer der Rädelsführer der Götzendiener, Abdullah bin Ubey, befand.

Bei dieser Gruppe verweilte er einen Augenblick. Da be­gann sich ?bni Ubey mit dem Propheten zu streiten, und sagte unverschämterweise: „Pass nur auf, Mann, Dein Reit­tier wirbelt Staub vom Boden auf, entferne Dich, Dein Reit­tier stört uns!“

Doch der Prophet begann, nachdem er die Anwesenden gegrüßt hatte, etwas zu erzählen.

Als ?bni Ubey bemerkte, dass man dem Propheten Gehör schenkte, erregte er sich um so mehr uns sagte: „Sprich uns nicht ständig vom Islam, Du kannst das denen erzählen, die Dich besuchen.“ Doch der Prophet würdigte seinen Beleidi­gungen keinerlei Antwort, sondern sprach ruhig weiter.

Daraufhin erhob sich der berühmte Dichter Abdullah bin Revaha und sagte:

„Oh Prophet, komme hierher, wann immer Du wünschst, sprich mit uns, wir schätzen Dich sehr.“

Zur gleichen Zeit brach ein Streit unter den Muslimen und den Götzendienern aus. Schließlich standen beide Gruppen kurz von einem Kampf. Doch der Prophet, der weiterhin ganz ruhig geblieben war und sich nicht erregt hatte, besänftigte die Menschen, ging dann davon und zog seines Weges.

 

Mehmet Paksu

mehmetpaksu@gmail.com

Publiziert in der Ayasofya 40, 2012

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