Die religiöse Message von Ostern

Die religiöse Message von Ostern

 

Die Supermärkte künden es schon Wochen vorher an. Bunte Schokoladeneier mit den verschiedensten Füllungen trohnen in den Regalen und machen Hunger auf Ostern. Die ersten Schneeglöckchen werden gesichtet. Auch das Wetter passt sich immer mehr der in den Läden schon vorhandenen Frühjahrsdekoration an. Und dann am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling ist es soweit: Ostern wird gefeiert.

 

In jedem Jahr feiert man Ostern, inklusive Eier in den verschiedensten Farben und Größen, Hühnern, die diese Eier legen und Hasen, die diese Eier verteilen. Der Osterhase, ein traditioneller Meister im Eierbemalen, gehört unweigerlich zum Fest dazu. Fast jeder Bürger verbindet dieses Tier mit Ostern. Doch kaum jemand kann sagen warum. Ostern ist ein christliches Fest, was also hat dieser Hase mit dem Fest der Christen zu tun? In welchem Ei versteckt sich die religiöse Message?

 

In der Bibel, im Alten Testament, findet sich hierzu ein Hinweis! Der Psalm 104, 18 kann so übersetzt werden: „…den Hasen bieten die Felsen Zuflucht“. In der Deutung dieses Psalms steht der „Hase“ stellvertretend für die Menschen. Und die Menschen wiederum suchen Schutz und Zuflucht beim „Felsen“, der Symbol für Jesus Christus ist, dem Messias.

 

Was also bedeutet Ostern?

 

„Knapp jeder fünfte Bundesbürger weiß nicht, weshalb Ostern gefeiert wird. In einer Umfrage für das Hamburger Magazin stern sagten zwar 83% korrekt, dass Ostern wegen der Auferstehung Jesu Christi begangen wird. Die übrigen Befragten gaben jedoch falsche Erklärungen ab: Dass Ostern wegen des Endes der Fastenzeit gefeiert werde, wurde von 16 Prozent der Befragten angekreuzt. Dass an dem höchsten Fest der Christenheit der Beginn des Frühlings gefeiert werde, meinen 6% der Bürger. 5% denken, Ostern sei ein germanisches Fest der Fruchtbarkeit.“

 

Nach dieser „stern“ Umfrage wissen zwar die meisten Befragten den eigentlichen Grund für das christliche Kirchenfest, aber weiteres Wissen zum Osterfest ist vielfach nicht vorhanden. Und dabei ist Ostern nach christlichen Vorstellungen das religiöse Fest schlechthin. Wegen der Auferstehung Christi und der damit verbundenen Freude ist Ostern das höchste Fest der Christen, noch wichtiger als Weihnachten.

 

Vor dem Osterfest ist vor dem Zuckerfest? Ähnlichkeiten zwischen christliche Fastenzeit und islamischen Ramadan

 

Für die Christen auf der Welt stellen die 40 Tage vor Ostern auch heute noch eine wichtige, glaubensbegründete, Zeit dar, die Fastenzeit. Genau wie ein Hase Zuflucht beim Felsen sucht, sollen auch die Menschen ihren Zufluchtsort in Jesus Christus erkennen und finden können. So bereiten sie sich auf  ihr wichtigstes Fest vor! Und auch hier gilt für sie  das Vorbild Jesus. Laut der Bibel verbringt Jesus 40 Tage in der Wüste, fastet und hadert dort mit sich und seinem menschlichen Dasein, um am Ende dieser Zeit im Glauben gefestigt seinem eigenen Schicksal entgegen zu gehen. Selbst die drei Versuchungen des Teufels, wie sie im Matthäusevangelium (Mt 4,2) beschrieben sind, lassen ihn nicht wanken. Die Vorbereitungszeit auf sein öffentliches Wirken ist nach dieser Fastenzeit abgeschlossen! Für das Kommende ist er bereit.

 

Solche Fastenzeiten finden sich auch in anderen Religionen. Im Islam ist es der Ramadan. Hier fasten die Gläubigen einen Monat lang. Der Fastenmonat ist ein wichtiger Bestandteil des muslimischen Glaubens. Von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang dürfen Muslime nichts essen, nichts trinken und auch nicht rauchen. Im Koran steht dazu: …und esst und trinkt, bis ihr in der Morgendämmerung einen weißen von einem schwarzen Faden unterscheiden könnt!“– Sure 2, 187.

 

Am Ende dieses Fastenmonats feiern die Muslime das Zuckerfest. Es ist das Fest des Fastenbrechens. In seiner Bedeutung und Stellung, nicht aber inhaltlich, kommt es dem christlichen Osterfest sehr nah.

 

Aber was passierte genau an Ostern?

 

Das höchste Fest der Christen bezieht sich auf die letzten Tage im Leben Jesu. Schauen wir über 2.000 Jahre zurück in das Land von Jesus Christus.

 

Wir sind im Gebiet Israels, was damals Teil des römischen Reiches war. Kaiser Tiberius regiert in Rom und sein Stellvertreter in Israel ist Pontius Pilatus. Es handelt sich in etwa um die Jahre 30-35 nach Christi Geburt.

 

Nach seinem 40 tägigen Fasten in der Wüste, beginnt das eigentliche Wirken Jesu. Er sammelt seine Anhänger, die Jünger, um sich, zieht durch die Städte Israels, verkündet die frohe Botschaft Gottes und wirkt Wunder! Vielen Menschen fällt Jesus positiv auf, immer mehr sind von ihm begeistert, umjubeln ihn und folgen ihm nach. Aber einige sehen in ihm auch eine drohende Gefahr. Er könnte ein Rebell sein, der das Volk aufwiegeln will! Jesus, ein Mann aus dem jüdischen Volk, ist er der Messias oder aber ein lästiges Bedrängnis für die Römer?

 

Es geschieht zur Zeit des jüdischen Passahfests, eines der zentralen jüdischen Feste (März/April), was an den Auszug der Israeliten aus Ägypten erinnert. Am Donnerstag, heute als Gründonnerstag bekannt, findet nach der Überlieferung der Bibel das letzte gemeinsame Abendmahl von Jesus und seinen Jüngern statt. Noch am gleichen Abend wird er durch einen seiner Jünger, Judas, an die Römer verraten und ausgeliefert. Jesus wird dann dem römischen Statthalter Pontius Pilatus in Jerusalem vorgeführt. Pilatus muss nun über sein weiteres Schicksal entscheiden. Er kann keine Schuld in Jesus finden und stellt den Menschen Jerusalems die Wahl, sich zwischen zwei Angeklagten zu entscheiden. Damals hatte das Volk nämlich einmal im Jahr die Möglichkeit, einen Gefangenen zu begnadigen. Auf der einen Seite steht Jesus, auf der anderen Seite ist ein wirklicher Verbrecher und Mörder mit dem Namen Barnabas. Das Volk fordert jedoch mehrheitlich den Tod Jesu und Pilatus akzeptiert dieses Votum mit den Worten „ich wasche meine Hände in Unschuld“.

 

Das Schicksal Jesu, sein Tod am Kreuz (aus christlicher Sicht), ist hiermit besiegelt. Das Kreuz als letzte Leidensstätte Jesu wurde zum Hauptsymbol des Christentums.

 

Am Tag der Kreuzigung, dem Karfreitag, so steht es in mehreren christlichen und auch nicht christlichen Zeugnissen (jedoch nicht im Koran, wonach Jesus erst gar nicht am Kreuz unter Leiden sterben musste, sondern direkt von Gott erlöst wurde), wird Jesus von Nazareth hingerichtet und stirbt. Über ihm prangt am Kreuz ein Schild mit der spöttischen Aufschrift: „Jesus von Nazateh. König der Juden.“ Er hängt zwischen zwei Verbrechern. In seiner Todesstunde verdunkelt sich der Himmel.

 

Wie konnte es geschehen, dass der Begründer des Christentums so unwürdig sterben musste, ja wie ein Verbrecher inmitten von Mördern?

 

„Doch der Herr fand Gefallen an seinem zerschlagenen (Knecht), er rettete den, der sein Leben als Sühneopfer hingab. Er wird Nachkommen sehen und lange leben. Der Plan des Herrn wird durch ihn gelingen.“ (Jesaja 53, 10)

 

Durch seinen Tod am Kreuz hat Jesus sich laut der christlichen Theologie für die Menschen aufgeopfert. Durch seinen Tod am Kreuz ist er den Menschen gleich geworden – Er litt mit ihnen. Durch seinen Tod am Kreuz hat er stellvertretend für alle Menschen die Ungerechtigkeit und die Sünde auf sich genommen. Er hat jede Sünde eines jeden Menschen durch seinen Tod am Kreuz gesühnt. So ist er das „Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünde der Welt“ (Joh 1, 29). Er ist also damit für die Christen der befreiende Erlöser von Schuld und Sünde!

 

Am dritten Tage nach seinem Tod, dem heutigen Ostersonntag, findet laut dem Christentum die Auferstehung Jesu von den Toten statt. Der Leichnam wird zunächst nach der Kreuzigung in eine Grabhöhle gelegt, die wiederum mit einem großen Fels verschlossen wird. Der Sabbat folgt, ein Tag, an dem der Leichnam ruhen soll. Als jedoch Frauen, unter anderem Maria, die Mutter Jesu, am Sonntag zum Grab kommen, ist der Stein weggerollt. Das Grab ist leer, der Leichnam verschwunden. Jesus ist auferstanden.

 

Aber was bedeutet diese Auferstehung? Was ist die österliche Konsequenz für die Christen?

 

Die Message dieses Festes richtet sich auf den Sieg des Lebens über den Tod. Ostern will sagen: Der Tod ist nicht das Ende. So wie der große und eigentlich unüberwindbare Fels vor Jesu Grab weggerollt wurde, überwindet das Osterereignis die Macht des Todes. Er ist durch das Opfer Jesu Christi besiegt worden. Als Zeichen dafür fährt Jesus zum Himmel auf. Somit ist laut dem Christentum die Auferstehung Jesu die Zusage Gottes an alle Menschen, dass sie von Gott geliebt sind, die Erlösung vom irdischen Leben erfahren und nach dem Tod zum Himmel auffahren werden.

 

Die Osterbotschaft, eine Nachricht, die sich nur an Christen richtet?

 

Jesus und seine Lebensgeschichte finden ebenfalls Erwähnung, und auch teilweise Würdigung, in den anderen Weltreligionen, wie dem Islam und dem Judentum.

 

Während er für die jüdische Religion im besten Falle als ein Rabbiner dargestellt, und dort teilweise verleugnet wird, sieht ihn der Koran als einen der größten Propheten Gottes auf Erden.

 

Im Koran erfährt Jesus eine hohe Wertschätzung.  Dies drückt sich dadurch aus, dass er direkt nach Mohammed als der größte Prophet genannt wird. Der Koran nennt ihn Messias (Sure 5, 76. 79) verneint aber seine Gottessohnschaft. Maria, der Mutter Jesu, wird ein eigenes Kapitel im Koran gewidmet. Die Sure 19 ist nach Maria benannt. Sie, die Mutter von Jesus, ist die einzige Frau, die im Koran erwähnt wird.

 

Der Tod Jesu und die Auferstehung finden ebenfalls Erwähnung, wenn es in Sure 4, 158 heißt; „… es erhöhte Allah ihn [Jesus] zu sich“. Jesus ist also von Gott geliebt und ebenso die Juden, Christen und Sabäer, die als Volk der Schrift bezeichnet werden. Christenverfolgung, von der man leider auch heute noch lesen muss, steht also im Gegensatz zu eben jenen Aussagen des Friedens im Koran.

 

Das Osterfest ist mit seiner Botschaft ein Fest für alle gläubigen Menschen. Zeigt es doch in die eine Richtung: Frieden durch Erlösung von Schuld und Ungerechtigkeit. Religionen wie der Islam und das Christentum sind sich darin nah und eng verbunden. Auch wenn es in der Geschichte und noch heute Gewalt unter ihnen gibt, so ist Friedensgedanke eine der Kernbotschaften von Christentum und Islam. Diese Botschaft verurteilt Gewalt und ist die verbindende Klammer zwischen den beiden Religionen. Mit dieser Botschaft befasst sich auch Ostern, denn dieses christliche Fest richtet sich an alle Kinder Gottes.

 

 

Michael Sendker und Detlef Obens

michael_sendker@yahoo.com und do@xtranews.de

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