Die viertletzte Ausgabe der Ayasofya?

Die viertletzte Ausgabe der Ayasofya?

Die Welt geht unter und die Mayas sind schuld. Das muss einmal so gesagt werden. Als Mitbewohner dieser Erde und Mitglied unserer Gesellschaft voller Schuldzuweiser brauchen wir für alles einen Verantwortlichen, dem wir die Schuld in die Schuhe schieben können. Wir müssen uns beeilen, denn das Datum des Weltunterganges nähert sich und wir sind bisher untätig geblieben. Spätestens jetzt bereuen wir, dass wir Indiana Jones nicht zu den Mayas schickten, um den Unheil bringenden Kalender zu zerstören. Noch besser, zusammen mit Chuck Norris und Rambo im Gepäck.

 

Auslöser der Panik ist ein Mayakalender, der irgendwie ausläuft, so wie gegenwärtig das Verfallsdatum des einen oder anderen Politikers. Die Mayas hatten eine andere Zeitrechnung und daher ein Kalender gebastelt, der nach unserer Zeitrechnung am 21.12.2012 endet. Schade das Mr. Spok erst in der Zukunft leben wird, er hätte uns den Mayakalender am besten erklären können. Da er aber erst in der Zukunft lebt, also in der Sternzeit 8.9324.201 und nicht als Zeitreisender durch ein Raum-Zeit Kontinuum Wurmloch zu uns kommt, werden viele Menschen an das Ende der Welt im Jahre 2012 glauben.
Eine Umfrage unter 100% der Befragten ergab folgende Antworten:
24% sagten: „Alda krass, Akolypse ist mega ey. Lass uns eine Akropylxe Paddi feiern!“
43% sagten: „Klar kommt der Weltuntergang sehr bald, unser Raumschiff holt uns ab, dafür haben wir schließlich 50000 Euro bezahlt!“
15% sagten: „Ey dufte, wir haben es schon 1968 gewusst!“
3% sagten: „Chuck Norris wird uns schon retten!“
1% sagten: „Muss ich bei facebook teilen ey!“
0,1% sagten: „Ich wähle die FDP!“
und der Rest meinte: „Ich nix ve??teen!“

In Umfragen und bei Fragen, die die Zukunft angehen sind wir Menschen sowieso ganz komisch drauf. Wenn wir z.B. gefragt werden: Welche Mannschaft wird Deutscher Meister? Dann nennen 99,9% der Befragten eines der Teams, obwohl die einzig richtige Antwort die Antwortvorgabe „Ich weiß nicht“ wäre.
Neulich sprach mich jemand auf den Mayakalender an und meinte, dass der Kalender am besagten Tage endet und die Welt ein Ende findet. Na und?, dachte ich. Auf meinem alten Computer ging der Kalender am 31.12.1999 zu Ende und die Welt ist nicht untergegangen. Ja, die Mayas wären aber großartige Rechengenies gewesen. Ha ha, aber die konnten bestimmt nicht besser rechnen als mein Computer.
Auf jeden Fall ist die Panik mancherorts groß. In Südamerika, wo der Mayakalender erfunden wurde, versuchen sich die Menschen abzulenken, um nicht das letzte Jahr ständig an das Ende zu denken. Da hat man so sehr Angst an das Ende der Welt erinnert zu werden, man kann im Restaurant nicht einmal das jüngste Gericht bestellen. Den Kalauer konnte ich mir jetzt nicht verkeifen.
Armageddon ist in allen Kulturen und Zivilisationen ein Begriff. In jeder Gesellschaft gibt es eine Vorstellung vom Ende der Welt. Asterix und Obelix z.B. glaubten daran, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fällt, wenn es so weit ist. Andere erwarten eine Sinnflut, wiederum andere einen Kometeneinschlag.
Wenn es nach Hollywood geht, kommt alles irgendwie zusammen und trifft New York; die Apokalypsestadt überhaupt. Stellt euch vor ein Komet kommt auf die Erde zugeflogen und nimmt Kurs auf den Pazifischen Ozean. Da sagt sich der Komet plötzlich: „Ach da im Ozean ist es mir zu nass, also falle ich mal auf den schönsten Flecken der Erde!“ und ändert seinen Kurs auf New York. Just zu dem Zeitpunkt ist Godzilla gerade dabei Manhattan zu demolieren, ein Tsunami ist unterwegs, im Tsunami schwimmen lauter weißer Haie und ein Hurricane befindet sich im Anflug. Zeitgleich ist Batman leider in Gotham City beschäftigt. Außerdem ist dem Batman sein Anti-Weltuntergangsspray ausgegangen, weil er es ja so oft zur Abwehr von Haien benutzte. Da hilft also nur noch Chuck Norris. Chuck Norris ist der einzige Mensch auf der Erde, der ein Schwarzes Loch schlucken kann, bevor es uns verschluckt. Also wird er schon locker mit einem Kometen fertig werden.

In modernen Katastrophenfilmen dagegen gibt es andere Helden. Einen schlauen Wissenschafter z.B., auf den keiner hört. Eigentlich kein Wunder, dass diese Wissenschaftler in den Filmen so unbeliebt sind, denn die Klopfen solche Sprüche wie „Das Leben findet immer einen Weg“. Obwohl, das ist doch die Lösung des Problems. Bevor also ein Atomkomet gelenkt von Topterroristen in New York mitten auf eine Feuerwehrwache einschlägt und die Welt vernichtet, müssen wir uns einen neuen Planeten suchen. So kann die Menschheit vor dem Aussterben bewahrt werden. Also suchen wir nach erdähnlichen Planeten im Universum. Und die NASA ist da auch schon fündig geworden. Als man überprüfen wollte, ob auf diesem Planeten Leben möglich sei, sichtete man dort Ölbohrteams von BP, Texaco und Shell und Türken beim Grillen. Absurd sagen sie? Das ist noch gar nichts im Gegensatz zu der folgenden These.

Mir versuchte ein Mann klar zu machen, dass Adolf Hitler nicht tot sei und kurz vor der Einnahme Berlins durch die Rote Armee mit seinem Ufo nach Südamerika floh. Dort lebe er nun unter der Erde in einer geheimen Großstadt und baue an der Atombombe. Wenn er dann die Bombe hat, wolle er die Welt vernichten. Die Geschichte an sich ist zwar absurd, aber der Weltuntergang durch einen Atomkrieg war ja zu Zeiten des kalten Krieges gar nicht mal so abwegig. Wenn es nach der Bibel geht könnten biblische Blagen – so wie George Dabbelyu Bush Junior – ein Vorbote für den Weltuntergang sein. Tyrannen haben sowieso etwas von einem Untergang.

Apropos biblisch, der Vatikan schickte ein Forschungsschiff über den Atlantischen Ozean. Das Schiff näherte sich New York und der kluge Wissenschaftler an Bord sah den Kometen anfliegen. Daraufhin funkte er sofort eine Nachricht an den Vatikan: „Das Ende der Welt naht“ und es führte zu einem Missverständnis. Die Freude über diesen Funkspruch war im Vatikan sehr groß, denn man ahnte wohl, dass die Erde doch eine Scheibe sei und das Ende dort draußen im Atlantik sein müsse.

Indes drehen die Filmemacher in Hollywood den IV. Teil des Filmes „Weltuntergang“, auch wenn die Welt jedes Mal von neuem untergeht.

Ja ja, was kann schon schlimmer sein als so ein Weltuntergang? Ich weiß es. Ein Lottogewinn am Tag des Weltuntergangs. Nur für eine Eintagsfliege ist der Weltuntergang nicht so wichtig. Und vielleicht überleben auch die Türken, denn die würden selbst zum Weltuntergang zu spät kommen. Damit wäre übrigens die These von Gorbatschow: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ widerlegt.

Heute, im Zeitalter des Internet sind so viele Weltuntergangszenarien vorhanden, man weiß einfach nicht mehr, welches man – wenn überhaupt eines – glauben soll. Früher, als Twix noch Raider hieß und der Fernseher nur drei Kanäle hatte, war alles viel besser. Während ich an dieser Stelle denke, dass ich wie Opa klinge, ging die Welt nie unter. Man hatte noch Vorbilder wie Martin Luther, der einmal sagte, dass er noch einen Apfelbaum pflanzen würde, auch wenn er wüsste, dass die Welt morgen unterginge. Heute würde man sagen: „Auch wenn ich wüsste, dass die Welt morgen untergeht, ich würde noch einen Baum fällen.“

Und wenn die Welt doch am 21.12.2012 untergeht, dann braucht man nie mehr Weihnachtsgeschenke kaufen und die Ayasofya würde nur noch 3mal erscheinen. Also genießt die letzten Ausgaben.

 

Cemil Y?ld?r?m
cemilyildirim@hotmail.com

Publiziert in der Ayasofya 38, 2012

 

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