Fair Trade?

Fair Trade?

 

„ …und seid gerecht. Wahrlich, Gott liebt die Gerechten.“ (Koran, 49:9)

 

Die bunte und breite Produktpalette in unseren Supermärkten haben wir zu meist den Bauern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas zu verdanken. Spontan fallen uns Kaffee, Reis, Tee, Obst und Früchte ein. Wenn es aber an der Kasse piept und wir bezahlen, wandert trauriger Weise nur ein Bruchteil des Geldes in die Taschen der Erzeuger, die dadurch Schwierigkeiten haben sich selbst und ihre Familien zu ernähren.

 

Wo bleibt das Geld?

Vom Erzeuger bis in unsere Tasse legt z.B. der Kaffee einen langen Weg zurück. Zahlreiche Zwischenhändler, lange Transportwege, große Lagerhallen. Zudem will natürlich jeder einen Stück vom Kuchen abhaben und bezahlt werden, sodass der Preis mit jeder Station weiter ansteigt. Die Konsumenten, also wir, fordern aber immer den günstigsten Preis und bekommen diesen auch. Darunter leiden die, die am kürzesten Hebel sitzen, also wieder die Erzeuger.

 

Aber nicht nur bei Lebensmitteln ist dies der Fall. Ohne Marken zu nennen möchte ich an einem kleinen Beispiel erläutern, wie große Konzerne ihre Schuhe produzieren. Ein Schuh „X“ kostet im Laden 100€. Die reinen Produktionskosten belaufen sich allerdings auf 2€. Der Gewinn, also 98€, geht zum größten Teil zu Gunsten des Marketings, schließlich ist der Zweck dieser Werbung eine Nachfrage zu schaffen, die wir ohne sie nicht hätten.

 

Wie funktioniert Fair Trade?

Kosten werden eingespart, in dem man versucht, auf Zwischenhändler, die die Transport- und Lagerkette verlängern, und Werbung zu verzichtet. Außerdem wird ein Mindestpreis ausgehandelt, um die Existenz der Bauern zu sichern. Dies kommt nicht nur unmittelbar dem Erzeuger zu Gute, sondern der gesamten Volkswirtschaft seiner Region. Aber der finanzielle Aspekt ist nicht der einzige. Viele Fair Trade Organisationen, die unter dem Dachverband der FLO (Fairtrade Labelling Organizations) versammelt sind, unterstützen auch direkt den nachhaltigen Anbau der Produkte, indem Standards wie die Reduzierung von Agrochemikalien oder der Schutz der Wasserressourcen festgelegt sind.

 

Fairer Handel also. Hört sich gut an. Was kann ich dafür tun?

Ab und zu gab es in der Vergangenheit  „Guerilla-Trading-Flash-Mobs“ bei denen man sich traf und „Tante Emma Läden“  buchstäblich leer kaufte. Den Erfolg kann man zwar bezweifeln, aber die Idee, die dahintersteckt, ist simpel und genial – den Geldfluss bewusst in eine positive Richtung zu lenken.

 

„Sag mir wofür du dein Geld ausgibst und ich sag dir wer du bist“ – Du bist der Konsument, das heißt, der Markt richtet sich nach dir. Indem du ein fair gehandeltes Produkt kaufst, erzeugst du eine Nachfrage. Je mehr Leute mitmachen, desto größer diese Nachfrage, desto mehr ist den Erzeugern geholfen. Jeder von uns hat eine soziale Verantwortung.

 

Ein besonderer Dank geht an dieser Stelle an die HIMA – Umwelt und Naturschutz aus islamischer Perspektive

 

 

?eref Tuncer

se.tuncer@yahoo.de

Publiziert in der Ayasofya 39, 2012