Grundzüge der islamischen Erziehungslehre

GRUNDZÜGE DER ISLAMISCHEN ERZIEHUNGSLEHRE

Das Buch „Grundzüge der islamischen Erziehungslehre“, geschrieben von Amal Ingrid Lehnert und veröffentlicht vom Verlag islamische Bibliothek handelt von den Grundzügen des Islams, die Grundzüge der islamischen Erziehungslehre und die islamische Erziehung als kontinuierlicher Entwicklungsprozess.

Darin wird zuerst die Bedeutung des Begriffes Islam erläutert, nämlich die Erlangung von Frieden durch Unterwerfung unter Allahs Willen; also absoluter Gehorsam Allah (t) gegenüber. Alleine schon die fünf Säulen des Islam (Glaubensbekenntnis, Gebet, Fasten, Zakat und Pilgerfahrt) haben viele verschiedene erzieherische Wirkungen. Zum Beispiel das Glaubensbekenntnis, „Ich bezeuge dass kein Gott da ist außer Allah, und ich bezeuge, dass Muhammad saw. der Gesandte Allahs ist.“, gibt dem Muslim:

a) einen hohen Grad an Selbstvertrauen und Selbstachtung, und somit wird er auch furchtlos und unabhängig den anderen gegenüber, da er weiß, dass nur Allah (t) sein Leben beeinflussen kann.

b) den Glauben an Allahs Gegenwärtigkeit und Allmacht sodass er seine Gebote und Verbote befolgt.

c) das tiefe Vertrauen zu Allah und lässt ihn nie verzweifelt oder mutlos sein.

d) inneren Frieden, das durch sein Glauben und Vertrauen geschaffen wird.

So eine Liste könnte man bei jeder der fünf Säulen machen, aber wir belassen es hierbei.

Dann wird das Ziel des Islam erläutert, nämlich die menschliche Gesellschaft so zu erziehen, dass Lebensumstände und Lebensbedingungen entstehen, die den einzelnen von allem Schlechten reinigen und seine konstruktiven Fähigkeiten entfalten zu lassen, also eine Gesellschaftsordnung zu schaffen, die es dem einzelnen ermöglicht, sich ganz auf seinen Glauben und auf seinen Weg zu Allah konzentrieren und unbeirrt von etwaigen Ängsten und Unsicherheiten seiner Bestimmung zufolge zu leben. Die Voraussetzung dafür ist der Glaube an die Existenz Allahs und das daraus resultierende Leben nach seinem Willen.

Die Quelle der Erziehung ist die Scharia, die islamische Gesetzgebung, die auf dem Quran und der Sunna beruht und die Vorschriften für das Verhalten in allen Dingen des Lebens enthält. Dabei ist sie unterteilt in Sittlichkeit, Moral, Erlaubtes und Verbotenes. Aus dem Glauben an das Jenseits und an die Strafe und die Belohnung für die Taten im irdischen Leben ergeben sich diese Pflichten und ihre Erfüllung. Dadurch unterscheidet sich auch der Gläubige vom Ungläubigen, denn jemand, der nur an das diesseitige Leben glaubt, wird vielmehr seine Rechte suchen und auf ihnen bestehen, als jemand, der sich bewusst ist, dass seine Taten auf Erden Folgen im Jenseits haben werden.

Außerdem hat Allah auch bestimmte Rechte auf uns, nämlich dass wir an ihn alleine glauben, seine Führung bedingungslos annehmen, ihm gehorchen, seine Gebote befolgen, und dass nur er von den Menschen verehrt und angebetet werden darf. Was die Rechte des Menschen sich selbst gegenüber angeht, so legt der Islam in seinen Gesetzen und Vorschriften großen Wert auf das menschliche Wohl und auf das Gleichgewicht zwischen dem körperlichen und geistigem Bereich im Leben des Menschen. Da die Familie als Basis der menschlichen Gemeinschaft gilt, ist die Pflichterfüllung innerhalb der Familie von größter Wichtigkeit.

Der Islam befürwortet die Aufgabenteilung innerhalb der Familie, denn die Natur will keine vollkommene Gleichheit zwischen den beiden Geschlechtern. Der Ehemann hat die Pflicht, für den Lebensunterhalt der Familie zu sorgen, seiner Gattin den Weg zu religiösem und weltlichem Wissen zu ermöglichen und ihr gegenüber stets höflich, gütig uns nachgiebig zu sein. Die Pflicht der Frau dagegen ist es, die Harmonie in der Familie zu sichern, ihren Mann zu achten, für das Wohlbefinden, die Erziehung und Fortbildung der Kinder zu sorgen und den Haushalt zu führen. Die wichtigste Aufgabe der Eltern ist es, ihre Kinder mit Liebe, Güte und Gerechtigkeit zu begegnen und sie zu für die Gemeinschaft nützliche Individuen zu erziehen. Die Kinder dagegen sollen ihre Eltern achten, ihnen Respekt und Güte erweisen, ihnen zu gehorchen und sie im Alter zu versorgen. Jeder Muslim hat die Pflicht, seinen Mitmenschen ehrlich, aufrichtig, gerecht und höflich zu behandeln.

Wenn man den Islam als einen allumfassenden Lebensprozess betrachtet, so kann man die Erziehung als Teil dieses Prozesses werten. Die Erziehung und Bildung hatte schon immer eine große Bedeutung im Islam, denn schon der Prophet Muhammad (saw.) hat sich neben der Umerziehung der Erwachsenen mit der Erziehung der jungen Generation beschäftigt, wobei er größten Wert auf die Bildung gelegt hat. Die Erziehung ist ein Teil der Botschaft des Islam und ihr Ziel ist identisch mit dem Ziel des Islam, nämlich die Bildung einer gesunden islamischen Gesellschaft. Mit anderen Worten: das Ziel der islamischen Erziehung soll sein, dass der Mensch für Allah (t) allein lebt, und wirkt zum Wohle seiner selbst und zum Wohle der gesamten Menschheit. Um dieses Ziel zu erreichen, sind verschiedene kleinere Nahziele in verschiedenen islamischen Erziehungsbereichen notwendig.

Diese sind die Förderung des islamischen Selbstbewusstseins, die Ausbildung der heranwachsenden muslimischen Generation unter moralischem Aspekt, die geistliche und körperliche Schulung im islamischen Sinne und die Vermittlung von islamischen Kultur- und Wissensgut. Dazu ist noch eine Weisheit zu erwähnen, welche als Leitbild Anwendung finden kann und welche viele Nahziele für die Erziehung beinhaltet. Daneben birgt die ebenso das Ziel der Selbsterziehung der Eltern in sich: Eine weise Person wurde nach den Prinzipien ihres Verhaltens gefragt, und die Antwort lautete

„ Erkenntnis ist mein Kapital,

Einsicht mein Reittier,

Gedenken Allahs mein Vertrauter,

Vertrauen mein Schatz,

Trauer mein Gefährte,

Wissen meine Waffe,

Geduld mein Gewand,

Zufriedenheit meine Beute,

Armut mein Stolz,

Enthaltsamkeit mein Gewerbe,

Gewissheit meine Stärke,

Wahrhaftigkeit mein Fürsprecher,

Gehorsam meiner Genüge,

Jihad mein Naturell

und mein Augentrost liegt im Gebet.“

Außerdem wird darin geschrieben, dass die absolute Voraussetzung für eine erfolgreiche Kindererziehung ist das an islamische Normen und Werten orientierte Verhalten und Leben der Eltern bzw. der Familie. So fängt die Erziehung des Kindes bei der Erziehung der Mutter an, also bei ihrem tiefen Glauben an Allah (t) und ihre islamische Lebenseinstellung, da sie ja die Hauptaufgabe bei der Erziehung des Kindes übernimmt und endet erst, wenn es nicht mehr im Elternhaus lebt. In den ersten sieben Lebensjahren des Kindes sollen die Eltern, wie der Prophet Muhammad (saw.) gesagt hat, „spielen“, also ihm mit Liebe und Güte entgegenzukommen. In den folgenden sieben Jahren, von 7-14, müssen die Kinder im Erziehverhalten Strenge und Konsequenz erfahren, und dann, bis zum 21. Lebensjahr sollen die Eltern das Kind als Freund betrachten. Nachdem die Kinder das 21. Lebensjahr vollendet haben, sollen die Eltern ihnen den rechten Lebensweg zeigen und ihnen als Berater beistehen.

Fatumo Abdullahi

axmad72@hotmail.com

Publiziert in der Ayasofya 42, 2013