Minderwertigkeitsgefühle bei Frauen

Minderwertigkeitsgefühle bei Frauen

Berufstätige Frauen sprechen abwertend von „faulen Hausfrauen“.

Hausfrauen und Mütter beschweren sich über fehlende Annerkennung ihrer Leistungen.

Arbeitende Mütter verteidigen gereizt ihren Lebensentwurf zwischen Krippe und Büro.

Singles lästern über gebundene Frauen.

Ehefrauen reden abfällig von allein lebenden, „vermännlichten“ Frauen.

Feministen sind erbost über diese „nutzlosen Männer“.

Und keiner ist zufrieden.

Jeder verteidigt lauthals seine Lebensweise. Doch die Allgemeinregel ist: Je lauter man seinen Standpunkt zu untermauern versucht, desto unsicherer ist man.

Die Wogen der Emanzipationsversuche und Geschlechterkämpfe sollten einst Frauen aus ihrer Unmündigkeit befreien, ihnen „Freiheit“ und „Gleichheit“ verschaffen. Den letzten Schliff dazu gab die amerikanische Feministin und Publizistin Betty Friedans mit ihrem Buch „The feminin mystic“ („Der Weiblichkeitswahn“), welches international bekannt wurde. Der Aufruf solcher Feministen artete jedoch in einer Orientierungslosigkeit der Frauen aus, denn Frauen haben ihr ursprüngliches Ziel aus den Augen verloren und dies lässt sie letzten Endes zu einem Spielball politischer und wirtschaftlicher Zwecke werden.

Nun kämpfen Frauen gegeneinander. Die Trümmer dieses Kampfes sind in jeder Gesellschaftsschicht vorzufinden – auf Kosten des Familienlebens und der Kinder. „Dort wo sich Selbstsucht und Egoismus finden, halten sie sich selbst für gerecht und glauben, dass sich ihr Gegner in Unrecht befände und so treten anstelle von Einheit und Liebe Uneinigkeit und Streit und Rivalitäten. So geht ihre Wahrhaftigkeit verloren und ihre Aufgabe gerät durcheinander“, sagt Said Nursi (k.A., S.20) und behält durch und durch Recht.

Sowohl in der Familie, als auch in der Gesellschaft und im Berufsleben fehlen weibliche Kulturen und es herrscht ein Mangel an weiblichen Werten. Das Mutterdasein der Frauen und ihre Weiblichkeit werden abgewertet, als Schwäche angesehen. Das Familienleben schmückt nur noch die Werbungen.

Durch den Anstieg der Anforderungen an Frauen, sich neben ihrer Rolle in der Familie auch noch in der Berufswelt fest zu etablieren, lies diese sie in psychischer, physischer, wie auch sozialer Hinsicht gravierend verändern.

 

Ein neues Lebensziel wurde geschaffen: Selbstverwirklichung

Was meint man mit Selbstverwirklichung? Bildung, Beruf, Geld, Karriere und Reichtum. „So begeistert auch viele Frauen im Namen der Emanzipation ein eigenständiges Leben gewählt hatten, immer mehr von ihnen gestehen im stillen Moment ein, dass die Wirklichkeit wenig mit den kühnen Zielen und Wünschen von eins zu tun hat.“ (Hermann, 2007, S.25ff).

Selbstverwirklichung der Frau heißt eigentlich, dass sie sich ihrer Weiblichkeit annimmt, ihre Identität als Frau gefunden hat, und ihre elementaren Bedürfnisse und Potenziale kennt. Sie hat sich im wahrhaften Sinne erst dann emanzipiert, wenn sie neben dem Nehmen auch Geben kann. Diese Fähigkeit zu Geben wird vor allem durch die intrinsische, in der Natur der Frau liegende Wesensart, die „Verkörperung der selbstlosen Liebe“ zu sein, genährt (Nursi, k.A., S.399). Sie kennt das Geheimnis, eine gute Ehefrau, Hausfrau, Mutter und auf Wunsch auch Karrierefrau zu sein. Wie wir sehen, ist das Leben der Frau ein weites Spannungsfeld, dass gestaltet und verwaltet werden muss und Einsatz, Selbstwertgefühl, Intuition, Toleranz und Einsicht verlangt.

Das Feministische Gedankengut hat nicht befreit, sondern die Frauen der Leistungsideologie unterworfen. Sie darf Familie und Kind nicht mehr genießen, denn als „degradierte Mutter“ fühlt sie sich minderwertig und ist durch die Forderungen des Feminismus gezwungen, ihre Gleichberechtigung durch Etablieren auf beruflicher Ebene zu verwirklichen. Sie hat sich „männlich“ zu kleiden und Emotionen wegzustecken. Denn Emotionen sind „unprofessionell“ und ein vermeintliches Symptom der Schwäche. Wenn aber Frauen durch die falsch eingesetzte Emanzipation ihre von Gott verliehene Natur der emotionalen und sozialen Intelligenz abstreiten müssen, macht sich eine andere Art der Unterdrückung breit. Es artet in Angriffslust, Wut, Frustration und Aggression aus, welche alle ein Symptom der Depression sind. Eine Zwiespältigkeit und Zerrissenheit entsteht in ihrem Wesen, die in Minderwertigkeitsgefühle übergehen und eine manifeste Erkrankung sein können.

Der Vater Staat unterstützt die Frauen auch noch in ihrem „Kampf“ mit dem sogenannten Gender

Mainstreaming. „Gender Mainstreaming“ ist die Strategie zur Durchsetzung von tatsächlicher Gleichstellung der Geschlechter“, so das Gender-Kompetenz-Zentrum. Sie berücksichtigt jedoch nur den Berufserfolg der Frauen. Geschlechtsspezifische Eigenschaften und Rollenwünsche werden außer Acht gelassen.

Oben hatte ich eine Kategorisierung von Kritikäußerungen von Seiten der Frauen aufgelistet. Fakt ist, dass Unzufriedenheit zwar innerhalb der gesamten Gesellschaft herrscht, doch überwiegend Frauen sind davon betroffen. Statt die anderen zu bemängeln und deren Assimilation in den eigenen Lebensstil herbeizuwünschen, sollte man eine innere Zufriedenheit zu erlangen versuchen. Innere Zufriedenheit kann nur dann bewerkstelligt werden, wenn man seine eigene Natur nicht verleugnet. Das Geschenk einfach nur Frau zu sein oder Mann zu sein dankend annimmt. Wenn man geschlechtsspezifische Eigenschaften wahrnimmt, einsieht und wertschätzen lernt, kann man innere Stärke erlangen und ist wahrscheinlich auch weniger anfällig für psychische Krankheiten wie Depressionen, Kummer und Einsamkeit.

Abschließend ein Zitat, das die oben erlangte Erkenntnis präzisiert:

 

Die Frauen werden dafür sorgen, dass es weiter Früchte zu sammeln gibt, dass die Welt auch für die Kindeskinder ein Platz zum Leben bleibt, sie werden die Welt befrieden, sie werden der Welt des Geistes ein neues Gesicht geben- auch der Religion. Sie werden das Verbindende stärken und nicht das Trennende.(Van Schwamen)

 

Sümeyye K?l?çaslan

Ssapphire08@gmail.com

Literatur:

  • Hermann, Eva: Das Arche Noah Prinzip. Pendo Verlag: München, 2007
  • Nursi, Said: Blitze. VFJH e.V.: Köln, k.A.

Publiziert in: Ayasofya, Nr.28, 2009