Positives Denken versus Depression

Positives Denken versus Depression

 

Depressionen gehören zu den häufigsten Krankheiten unseres Zeitalters. Im Laufe ihres Lebens erkranken bis zu 15 Prozent der Männer und 24 Prozent der Frauen an Depressionen. Dieses kann zu Angsterscheinungen, unbegründeter Trauer, Verlustängsten, Appetitlosigkeit, ernsten seelischen Störungen bis hin zur Suizidgefährdung führen. Depressionen sind eine Erscheinung des 20. und 21. Jahrhunderts, wobei sie in allen Gesellschaften und zu allen Zeiten vorhanden waren, damals wurde sie nur mit „Melancholie“ benannt. Doch in dem Ausmaß, wie sie heutzutage zu ersichten ist, war sie allemal nicht. Spezialisten ihres Faches sprechen von verschiedenen möglichen Ursachen. Depression kann als eine Folge unseres modernen, hektischen, industrialisierten und städtischen Lebensstils gesehen werden. Viele Belastungsfaktoren wie Massenarbeitslosigkeit, beruflicher Druck, steigende Trennungs- und Scheidungsraten aber auch die Anforderungen der modernen Freizeitgesellschaft lassen befürchten, dass die Menschen diesen Belastungen nicht mehr gewachsen sind. Auch der steigende Konsum und Missbrauch von Medikamenten und Genussgiften mit depressionsauslösenden Nebenwirkungen spielen hierbei eine wichtige Rolle. Zunehmende Missachtung unserer inneren biologischen Rhythmen wie unser Schlafverhalten, Essverhalten etc. sind ebenfalls Ursache. Außer diesen möglichen exogenen Faktoren, kann sie auch schon in der frühen Kindheits- oder Jugendphase einsetzen oder ihre Wurzeln haben (Niklewski, Rose-Riecke, 2004, S.21).

Es wird zwar von Psychologen und Psychotherapeuten ausgesagt, dass durch „positives Denken“, also durch das Vertrauen in sich selbst, bei der Krankheitserscheinung „Depression“ nicht allzu großes auszurichten wäre, doch wenn man bedenkt, dass die Anfänge dieser Krankheit in der Psyche- also im seelisch-geistigen Bereich eines Menschen gelegt werden, könnte man den Aspekt des „positiven Denkens“ sehr wohl berücksichtigen.

Einige Meilenstein-Ratschläge des positiven Denkens:

  • Sich zwischen Unzufriedenheit und innerer Freude entscheiden

Der Spruch „jeder ist seines Glückes Schmied“ muss nicht immer auf Erfolg oder Karriere bezogen werden. Es ist auch wie folgt deutbar: Man selbst entscheidet, ob man „Glück“ oder „Unglück“ empfinden möchte. Jeden Morgen bekommen wir von Gott die Wahl, uns zwischen Glücklichsein und Unzufriedenheit zu entscheiden. Und meistens merken wir noch nicht einmal, dass wir diese Auswahl haben.

Auch Abraham Lincoln sagte einst: „Die Menschen sind gerade so glücklich, wie sie es sich wünschen“, womit er die obige Lebensweisheit bekräftigt. Wenn man sich am Tag zehnmal einredet, man sei unglücklich oder schlecht gelaunt, wird man es auch garantiert werden, ohne dass ein annähernder Grund vorhanden sein muss.

Natürlich sind in unserem Zeitalter zahlreiche soziale Missstände, die Unglück, Trauer und Sorgen auslösen, nicht von der Hand zu weisen, jedoch ist es eine unumstößliche Tatsache, dass wir durch unsere Gedanken und Gewohnheiten dessen Bausteine legen.

 

  • An seine Fähigkeiten glauben

„Man kann, wenn man glaubt, dass man kann.“ Jeder Mensch besitzt etwas, was man den „Plusfaktor“ nennen könnte. Diese Energiequelle, welche ein wertvolles Geschenk Gottes an Seine Schöpfung ist, motiviert und beflügelt uns, und lässt uns über unseren eigenen Schatten wachsen. Was genau ist der Plusfaktor? Das positive Denken. Und was genau ist das? Das Ich-Kann-Prinzip dem Ich-Kann-nicht-Prinzip vorzuziehen.

  • Die Kraft, Probleme zu bewältigen

Jedes Problem birgt seine Lösung in sich. Wenn man an Probleme herangeht, indem man schon vorher die Flinte ins Korn gelegt hat und der Auffassung ist, man habe es mit etwas durch und durch Schlechtem zu tun, dann wird das Resultat auch wirklich schlecht werden. Wenn Gott den Menschen zu etwas Wertvollem machen will, dann wird Er ihm eine Sache verständlicherweise nicht einfach in ein Geschenkpapier einhüllen und es ihm auf einem Silbertablett präsentieren. Diese wertvolle Sache wird dem Menschen in Form eines Problems, einer Prüfung überreicht und der Mensch kann dieses entweder zu seinen Gunsten anwenden und an Wert und Qualität gewinnen oder er lässt es sein und stagniert vor sich hin, kann nicht wachsen (Peale, 2000, S.7ff, S.47ff, S.63ff).

Um wieder auf das Stichwort der Depression zurückzukommen:

Depressionen werden einem nicht in die Wiege gelegt oder genetisch vererbt. Der Erziehungs- und Umweltfaktor spielt für Kinder und Jugendliche, die auch an Depressionen leiden können, zwar eine sehr große Rolle, doch grob ausgedrückt, kommt es im Endeffekt auch auf die innere Einstellung an. Lässt man diese negativen Gefühle und Gedanken Überhand gewinnen, wird jemandes ganze Lebenseinstellung und Alltag nur noch von ihnen bestimmt? Wir wissen, je krankhafter man versucht, sich etwas aus- oder auch einzureden, desto wichtiger wird dieser Gedanke oder auch das Gefühl in unserer Psyche. Ein gesundes Maß von allem, könnte ein Beugungsfaktor von Depressionen sein: Ein gesunder Menschenverstand, die Überzeugung an Gottes Hilfe und der Gedanke, dass in allem eine versteckte Weisheit schlummert, kann uns dazu befähigen ein Gleichgewicht zwischen unserer Wahrnehmung, unserem Fühlen, Denken und Handeln zu erlangen.

Wenn wir den Aspekt des Fühlens kurz aufgreifen, bezogen auf Depressionen in ihren Anfangsstadien, sollte man sich die Frage stellen: Fühlt man sich traurig, ausgelaugt, am Ende oder ist man es auch wirklich? Man spricht oft auch von Anziehung, vom Herzmagneten. Wenn man sich jetzt einredet, man sei ein tieftrauriger, unverstandener, kläglicher Mensch – dann zieht man auch alles an, was einem wirklich Trauer und das Gefühl des Nicht-Verstanden-Werdens bereitet. Ist man aber wirklich traurig, ist dieses menschlich und hoffentlich auch vorübergehend – es hat einen Auslöser, einen Grund. Und Gefühle, welche an Gründe gebunden sind, sind eher kontrollierbar und können eher verarbeitet werden.

Doch wenn man sich nur von negativen Gefühlen übermannt fühlt, kann man sich in diese eher hineinsteigern und das Gefühlte auch wahr werden lassen.

Schlimmer als die Depression ist die Hoffnungslosigkeit, ein weiteres Krankheitsbild unseres Zeitalters. Denn Hoffnungslosigkeit lässt Zweifel an der Barmherzigkeit und Hilfe Gottes aufkommen, welche für uns ein Stützpunkt und Anker zwischen den Wogen des irdischen Lebens darstellen sollten (Nursi, 1990, S.20).

 

Sema Nur K?l?çaslan

Sema-89@gmx.de

 

Literatur:

  • Niklewski, Günter und Rose-Riecke: Depressionen überwinden. Stiftung Warentest: Berlin, 2004
  • Nursi, Said: Hutbe-i Samiye. Envar: Istanbul, 1990
  • Peale, Norman Vincent: Zum Gewinnen Geboren – die Kraft positiver Gedanken. Econ-Verlag: München, 2000

Publiziert in: Ayasofya, Nr.28, 2009