Wahrlich, Wir haben den Menschen in schönstem Ebenmaß erschaffen

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Allah verheißt im Koran: Wahrlich, Wir haben den Menschen in schönstem Ebenmaß erschaffen” (Sure 95, Vers 4). Ferner verkündet Er in Sure al-Baqara Vers 30, dass Er den Menschen als Statthalter auf Erden einsetze. Dank seiner kreierten Beschaffenheit ist der Mensch das einzige Wesen, das von Allah als Ansprechperson anerkannt wird. Er ist mit seinem Leib und seinen Empfindungen dazu fähig, den Schöpfer mit all Seinen Namen und Attributen zu (er-)kennen und Fenster in verschiedene Welten zu öffnen. Durch seine Augen taucht er in die Welt der Farben. Mit seiner Nase erkundet er die Welt der Düfte. Mit seinem Gehör lauscht er der Welt der Töne. Mit seinem Tastsinn erkundet er die Welt der Materie. Darüber hinaus ist er in der Lage, Allah mit all seinen Eigenschaften zu begreifen und sich Ihm hinzugeben.

 

Allah hat dem Menschen die Veranlagung gegeben, sowohl zum Statthalter auf Erden aufsteigen zu können, als auch zum niedersten und elendesten Wesen herabzufallen. Dabei hat Er die Wahl ganz dem Menschen überlassen: Entweder erlangt er durch einen bezeugenden Glauben und gottesdienstliche Handlungen den Rang eines Statthalters auf Erden oder er wird durch Verleugnung und Auflehnung gegenüber Gott zum niedersten Wesen der Schöpfung.

Im Islam ist das Menschsein dem Dasein als Mann oder Frau vorangestellt!

Nach “Die Frau im Koran” und “Der Mann im Koran” zu trennen, ist eine Auffassung, die nicht der eigentlichen Wirklichkeit des Korans entspricht. Wenn es nämlich um die Beschaffenheit, den Wert, um Verantwortungen, Lohn und Verwehrtes geht, steht nicht “die Frau” und auch nicht “der Mann”, sondern der “Mensch” im Mittelpunkt. Der Mensch ist ein privilegiertes Geschöpf, das Allah mit „Seinen Händen” (Sure 38, Vers 75) erschuf, ihm „von Seinem Geist” (Sure 32, Vers 9) einhauchte und den Engeln befahl sich ihm nieder zu werfen und Er erachtete den Menschen für würdig, das Anvertrauen Allahs an sich zu nehmen und als Statthalter auf Erden zu dienen (Sure 2, Vers 30). Er hat für den Menschen „dienstbar gemacht, was in den Himmeln und auf Erden ist” (Sure 45, Vers 13) und den Menschen hat Er erschaffen, damit er Ihn kenne und Ihm diene (Sure 51, Vers 56).

Ganz unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Volkszugehörigkeit, Titel und Reichtum stammt jeder Mensch von Adam ab, der einst aus einfacher Erde erschaffen wurde. Zugleich ist der Mensch aber auch ein beachtliches Wesen, „ein kleines Universum, das das große Universum in sich birgt”, wie es Imam Ali einst sagte.

„Der Mensch ist ein kleines Universum, das das große Universum in sich birgt.“

Wenn wir den Menschen näher betrachten, erkennen wir, dass er ein kleineres Exempel der Welten darstellt. Allahs Attribute offenbaren sich sowohl in der Schöpfung, als auch beim Menschen selbst. In diesem weiten Ozean der menschlichen Beschaffenheit, treten diese Eigenschaften nur im Lichte des Glaubens in Erscheinung. Verleugnung und Auflehnung gegenüber Gott lassen ihre Spuren jedoch schwinden. So wie man Gegenstände in einem dunklen Raum nicht ersehen kann, sind die Attribute Allahs im Menschen ohne das Licht des Glaubens und der Rechtleitung ebenfalls nicht erkennbar.

Philosophen, die sich ausschließlich an der Materie richten, beschreiben den Menschen hingegen als ein sprechendes Tier. Solch eine differenzierte Sicht auf Menschen stellt den Unterschied zwischen dem Glauben und Unglauben dar. Während der Glaube den Menschen zur schöpferischen Krönung und zum Statthalter auf Erden erhöht, degradiert die Sicht des Unglaubens den Menschen zu einem niederen, unbedeutsamen Wesen.

Wie kann ein Mensch vom schönsten Ebenmaß zum niedersten Wesen der Schöpfung sinken?

Zu der wichtigsten Moral des Korans gehört, Allahs Allmacht zu würdigen und nur Ihn als Gott zu kennen. Ein hochmütiger Mensch aber glaubt, dass er vom Schöpfer unabhängig sei und erkennt nicht, ein ohnmächtiges Geschöpf Gottes zu sein. Die von Allah gegebenen Vorzüge, schreibt er seinem eigenen Eifer zu und verherrlicht damit nur sein Nafs (niederes Ego, Triebseele). Kurzum verherrlicht dieser Mensch sein Nafs wie eine Gottheit und gesellt es damit dem einzigen Gott bei. Wie treffend dieser Vers den Sachverhalt doch beschreibt: „[…] Und gewiss werden die Satane ihren Freunden eingeben, mit euch zu streiten. Und wenn ihr ihnen gehorcht, so werdet ihr Götzendiener sein” (Sure 6, Vers 121).

Eins der größten Anzeichen für Bescheidenheit ist, sich Allah und Seinem Gesandten hinzugeben. Im Koran wird die Hingabe samt ihren Merkmalen an vielen Stellen detailliert thematisiert. Gemäß des Korans ist die Hingabe eine Haltung, die mit Aufrichtigkeit gepaart sowohl im Herzen gelebt als auch in Taten ausgedrückt wird.

Die Gottergebenen versuchen sich ganz nach der Tugend des Korans zu richten, aber dass sie auch Fehler begehen, liegt in ihrer Natur. Schließlich ist der Mensch nicht wie die wunschlos zufriedenen und stets dienenden Engel und hat auch seine Fehler. Es wäre jedoch ein großer Irrtum, diese Fehler zu vergessen und überheblich zu werden. So sollten jene, die nicht das Schicksal des aufmüpfigen Iblis (Satan) erleben möchten, sich und vor allem ihr Nafs, dem Schöpfer beugen.

Sofern er sein Nafs besiegt, wird der Mensch zu einem Statthalter auf Erden, einem hochgeschätzten Geschöpf Allahs, einem ehrenwerten Anhänger des Propheten und zu einem nützlichen Gefährten für die Menschheit.

„Was du auch suchst, suche es in dir selbst!” sagte eins Maulana Jalaluddin Rumi.

Arif A??rba?

 

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