Terroranschlag in Neuseeland. Macht die Heldin berühmt, nicht den Mörder.


Terroranschlag in Neuseeland

Macht die Heldin berühmt, nicht den Mörder.

Sie sind nicht zählbar, all die Menschen die am Freitag in die Moscheen gehen. Auf der ganzen Welt, auch hier in Deutschland.

Der Mensch ist sich in seinem Kern doch so gleich. Die Gesichter der Gläubigen um mich sind müde. Niemand hat nicht erfahren, was in Christchurch geschehen ist. Da sind wir nun, beim Freitagsgebet und der Imam spricht von Erschwernis und Geduld. Seine Erinnerung fängt uns auf. Wo fühle ich mich eigentlich sicherer als in der Moschee? Vielleicht zuhause, aber sonst irgendwie nirgendwo. Obwohl es auch hierzulande schon viele Angriffe auf Gotteshäuser gab. Keiner aber so blutig wie jener in Christchurch, den wir alle gerade vor Augen haben. Christchurch, eine Stadt benannt nach der Kirche des Propheten Jesus, Allahs Frieden auf ihm. Er war gerecht und vergebend, vielleicht müssen wir mehr über ihn und die Propheten nachdenken in diesen Tagen. Der Imam spricht von Noahs Geduld und den Anfeindungen gegen Muhammad, Allahs Frieden auf ihnen.

Es ist nicht so, dass wir überrascht sind. Aber wir sind getroffen. Es geht uns nah, obwohl es so weit weg war. Wir sprechen ein gemeinsames Bittgebet zu Allah um Gnade für die Toten und Erleichterung für ihre Angehörigen. Auch wenn wir tiefverletzt sind von den Bildern und Nachrichten, der Freitag ist immer ein Tag der Hoffnung. Wir stehen in geschlossenen Reihen, uns dem Schöpfer hinwendend. Einer der Älteren weint, viele unter uns beginnen auch zu weinen. Gemeinschaft befreit. Wir hoffen darauf, dass Hass und Ungerechtigkeit verschwinden, Erleichterung über uns kommt und wir zu den Bewohnern des Paradieses gehören dürfen. Wir haben doch nur diese Welt, diese Zeit. Es ist der Satan, der den Menschen hasst. Wir müssen es sein, die mit Liebe Menschen zusammenbringen. Von Allah kamen wir alle und zu Ihm kehren wir wieder zurück.

Wenn Allahs Offenbarung auffängt, leitet und Hoffnung schenkt: „Gut und Böse sind nicht gleich. Begegne dem Bösen auf die schönste Art. Dann wird derjenige, zwischen dem und dir Feindschaft ist, wie ein vertrauter Freund.“ (Qur’an 41:34)

„Wir sind Vertreter der Liebe. Für Hass haben wir keine Zeit.“ Said Nursi

Ich weiß, du hast Sorge. Der Gedanke, es hätte genauso unerwartet auch dich treffen können. Das Sicherheitsgefühl ist angenagt.

Ich verstehe dich. Und betrachtet man die Faktenlage rund um Islamfeindlichkeit, sind Sorgen nicht unangebracht. Nicht nur die Eskalation in Terror fällt auf, auch die tagtäglichen Ressentiments durch Politiker und Medien. Wir sehen es, wir sind es gewohnt. Gerade die Mädchen und Frauen.

Wir sind nicht die ersten die geprüft werden. Muslime vor uns sind durch verschiedenste Schwierigkeiten gegangen. Aber Allah verspricht dir: „Gewiss, mit der Erschwernis kommt die Erleichterung.“ (Qur’an 94:5) Immer mit, es gehört zusammen.

Es ist schwierig, es in Worte oder Gedanken zu fassen. Ich weiß, du bist einfach unruhig. Denn die Bilder und das Wissen tun weh. Aber Allah verspricht dir: „Gewiss, im Gedenken Allahs finden die Herzen Ruhe!“ (Qur’an 13:28) Er ist unsere Zuflucht.

Ich weiß, du weißt nicht, wohin das alles führen soll. Die Ratlosigkeit schlägt ein. Und die Reaktionen auf den Terror scheinen dir nicht genug. Es gibt so viel Relativierung und Debatten über Islamfeindlichkeit bleiben aus. Das zieht runter. Aber Allah verspricht dir: „Sei nicht traurig, denn Allah ist mit uns.“ (Qur’an 9:40)

Und schau, in vielen Teilen der Welt bewachte die Polizei diesen Freitag Moscheen. Es ist zwar kein schöner Anblick an sich, aber immerhin gingen sie ihrer Pflicht nach. Und schau, hier und da kamen Menschen in die Moscheen um ihre Anteilnahme auszudrücken. Schau, wie das Gute im Menschen sich immer zeigt.

Du weißt, alles wird leichter, wenn man sein Vertrauen in Allah steckt. Du weißt, dass Allah nur das Beste für dich geplant hat und deine Geduld immer belohnt. Du weißt, dass die Antwort in dir selbst liegt und du gut handeln musst. Denn, „Allah liebt die Gutes Tuenden.“ (Qur’an 3:148)

Du weißt, von Ihm kamen wir und zu Ihm kehren wir zurück. Allah verspricht dir: „Dein Herr hat sich weder von dir verabschiedet noch hasst Er dich. Und das Jenseits ist wahrlich besser für dich als das Diesseits. Und dein Herr wird dir wahrlich geben, und dann wirst du zufrieden sein.“ (Qur’an 93:3-5).

Sei gütig, geduldig, vergebend, hoffnungsvoll zufrieden. Es ist alles in deinem Herzen.

Schaut euch nicht an, wie Menschen ermordet werden. Bitte. Seid nicht dumm. Das ist Verrat an eurem Herzen. Und Unrecht gegenüber den Ermordeten. Es ist das, was die Terroristen wollen. Tut es nicht. Ihr bereut es.

Der erste Mensch, der den Terroristen vor der Moschee sah, nannte ihn „Bruder“ und begrüßte ihn mit „Salam“. Er wünschte ihm Frieden. Daraufhin tötete der Angreifer ihn. Der Prophet Muhammad, Allahs Frieden und Segen auf ihm, wurde gefragt, welche Form des Glaubens die Beste sei. Er antwortete: „Ernährt die Menschen und grüßt mit Frieden, jene die ihr kennt und jene die ihr nicht kennt.“ Die Menschen starben mit den schönsten Worten auf der Zunge. Mögen sie mit dem ewigen Frieden im Paradies belohnt werden. Und möge Frieden immer auf unseren Zungen und in unseren Herzen sein. Amin.

Lasst es sein schönes Gesicht sein, das berühmt wird. Nicht jenes des Terroristen. Das ist Daoud Nabi. Er warf sich vor andere Menschen, als der Angreifer in die Moschee stürmte und starb, um Frauen und Kinder zu schützen. Er sollte uns in Erinnerung bleiben. Allahs Gnade auf ihm.

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Das ist Abdul Aziz. Als der Terrorist in die zweite Moschee, die Linwood-Moschee kam, stellte er sich ihm in den Weg und schlug ihn in die Flucht. Sein mutiger Einsatz erschreckte den Angreifer so sehr, dass er seine Waffe fallen ließ und in sein Auto rannte. Durch ihn konnte noch schlimmeres verhindert werden. Macht die Helden berühmt, nicht die Mörder.

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Das ist Ara Parvin. Sie war bekannt für ihr großes Herz und ihre Fürsorglichkeit. Ihr Mann saß in einem Rollstuhl und sie kümmerte sich um ihn. Als der Terrorist die Moschee stürmte, warf sie sich schützend vor ihren Mann. Er überlebte. Sie gab ihr Leben für ihn. Macht die Heldin berühmt, nicht den Mörder.

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Das ist Linda Armstrong. Sie war bekannt für ihre Herzlichkeit. Eine Freundin von ihr erzählt, in ihrer Nachbarschaft und der Gemeinde nannte man sie „Mum“, weil sie sich um jeden sorgte. Sie setzte sich gegen Islamfeindlichkeit ein und lud Menschen oft zu sich nachhause ein. Zudem adoptierte sie ein Kind aus Bangladesch und zog nach Christchurch, um mehr Zeit mit ihren Enkelkindern zu verbringen. Macht die Opfer berühmt, nicht die Täter.

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Das ist Naeem Rashid. Er sah die Menschen um sich herum sterben, unter ihnen seinen Sohn und stürmte auf den Terroristen zu. Unbewaffnet, getragen von seinem Mut versuchte er ihn zu überwältigen. Währenddessen konnten einige Menschen flüchten. Er starb kämpfend. Sein Bruder sagt, die Familie sei stolz auf Naeem. Pakistan kündigte an, einen Preis für Courage nach ihm zu benennen. Macht die Helden und Opfer berühmt, nicht die Mörder.

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Das ist Mucad Ibrahim. Mit drei Jahren das jüngste Opfer. Er war ein lebhaftes Kind, verspielt und mit Spaß am Leben. Er spielte gern Feuerwehrmann und die Gemeinde liebte sein Lachen in der Moschee. Er starb, als der Terrorist auf ihn unter den Flüchtenden schoss. Macht die Opfer berühmt, nicht die Mörder. (Mit Infornationen von Khaled Beydoun, Guardian und Al Jazeera)

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Das ist Zaid Mustafa. Er ist 13 Jahre alt. Seine Familie floh vor dem Krieg in Syrien. Er war mit seinem Vater und seinem 15-jährigen Bruder in der Moschee, als der Terrorist reinstürmte. Zaid wurde am Arm und am Bein getroffen. Sein Vater und sein Bruder starben. Neben ihm. Auf ihrer Beisetzung begrüßte er alle Anwesenden um ihn herum und dankte ihnen für ihr Kommen. Sprecht über diese Menschen.

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Er verlor seine Frau. Und zeigt nun was Menschlichkeit und Islam ist: „Ich hasse ihn nicht. Ich habe ihm vergeben und bete für ihn.“

Ein Angehöriger des Ureinwohner-Volkes Neuseelands, der Māori besuchte die Dar as-Salam Moschee in Berlin um sein Beileid zu bekunden. Er erklärte vor der Gemeinde, dass er den Angriff auch als Angriff auf jeden Menschen in Neuseeland sieht und solidarisch ist. „Ich bin gekommen, um euch vom Herzen zu sagen, dass die Māori euch lieben“.

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Der berühmte Silberfarn ist das Symbol Neuseelands und stand immer für Solidarität und Frieden. Der australische Künstler Pat Campbell hat das Symbol neu interpretiert und eines mit Blättern für die 50 getöteten Muslime erstellt. Sie sind in Gebetshaltungen abgebildet.

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Der Oberbürgermeister von Wolfsburg, Klaus Mohrs besuchte die Al-Salam-Moschee in seiner Stadt, um wegen des Anschlags auf die Muslime in Neuseeland der Gemeinde sein Beileid auszusprechen und Solidarität zu bekunden.

Neuseeländische Polizistinnen und Polizisten sitzen in jener Moschee, in der der Terrorist sein Massaker verübte. Sie lernen vom Islam. Das ist Solidarität.

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Eine Polizisten, die die Bestattung der ersten Opfer in Christchurch bewacht. Aus Solidaritätund Trauer bedeckt sie ihre Haare und trägt eine Rose. (aa)

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In Christchurch versammelten sich Muslime zum gemeinsamen Gebet im Freien. Die Premierministerin Ardern besuchte das Gebet und zitierte den Propheten Muhammad, Allahs Frieden und Segen auf ihm. Der Gebetsruf zum Freitagsgebet wurde in ganz Neuseeland im Radio und Fernsehen übertragen.

Bildergebnis für Ardern

Der islamfeindliche Terrorismus wollte Menschen gegeneinander aufhetzen, einen Keil zwischen sie treiben, Hass und Misstrauen säen. Aber das ist die Antwort. Bei der Bestattung der ersten Opfer in Christchurch stehen der Imam und der Priester Hand in Hand. Solidarität.

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Diese neuseeländische Zeitung macht vor, wie verantwortungsbewusste Medienarbeit aussehen kann. Auf dem Cover stehen der Schriftzug Salam (Frieden) und die Namen aller Opfer.

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Gedenken vor der Kölner Zentralmoschee. Auf den Schildern sind die Namen und Bilder der Opfer des Terroranschlags. Die Gebetsteppiche symbolisieren ihren Platz in der Gemeinde.

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Eine Botschaft der Ureinwohner Neuseelands, den Māori an die Muslime: Kia Kaha. Es bedeutet „bleib stark“. Man sagt, der Ausspruch stamme aus der Zeit, als die Māori unter dem Kolonialismus litten. Heute machen sie mit den Worten auch anderen Menschen Mut.

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Kinder mit ihren unschuldigen, reinen Herzen. Sie blicken auf die Welt mit Liebe und Hoffnung. Wir sollten ihnen viel mehr zuhören. Sie sind die Zukunft und wir sollten sie nicht verderben. Das Bild entstand auf der Solidaritätskundgebung in Düsseldorf für die Opfer in Neuseeland, organisiert vom Zentralrat der Muslime NRW.

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Frauen trugen in Nürnberg aus Solidarität mit den getöteten Muslimen einen Schleier, um ihre Verbundenheit mit ihren muslimischen Mitbürgern zu betonen. Zur Kundgebung haben alle muslimischen Gemeinden der Stadt eingeladen. Verschiedene Vertreter der Stadt und der Kirchen schlossen sich der Trauer an.

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„Und Er hat ihre Herzen zusammengefügt. Wenn du alles, was auf der Erde ist, (dafür) ausgegeben hättest, hättest du ihre Herzen nicht zusammenfügen können. Aber Allah hat sie zusammengefügt. Gewiss, Er ist Allmächtig und Allweise.“ (Qur’an 8:63)

Solidatitätskundgebung in München für die Opfer in Christchurch. Es sind hunderte Menschen erschienen. Auf dem Boden waren 51 Gebetsteppiche auf denen für jedes Opfer eine Rose sowie der Name waren. Organisiert wurde die Aktion vom Muslimrat München, einem Zusammenschluss der muslimischen Gemeinden der Stadt.

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Die türkische Nationalmannschaft lief bei ihrem EM-Quali Spiel gegen Moldawien als Zeichen der Solidarität mit einem Banner auf dem „Hello Brother“ steht auf das Spielfeld. Das waren die Worte die das erste Opfer dem Terroristen entgegen brachte.

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Nichts bringt uns weiter als das Gute im Menschen zu sehen und zu fördern. Fangen wir an, Schlechtes in einander zu sehen oder gar Menschen, ob alle oder bestimmte Gruppen, als schlecht zu sehen, reißt uns das zurück. Der Prophet Muhammad, Allahs Frieden und Segen auf ihm, sagte, er sei gesandt worden, um den guten Charakter zu perfektionieren. Das heißt, guter Charakter existierte immer und existiert fort, wir müssen nur daran arbeiten, noch besser zu werden, so nah an die Perfektion wie möglich. Zusammen.

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Tarek Baé

Ayasofya Nr.61